Gardetanz, Gesang und Lachtränen zum 55. Geburtstag der Spargelstecher

“Heut wird Rabatz gemacht, denn heute feiern wir”, singt Horst Herrwerth, Vizepräsident der Käfertaler Spargelstecher, auf der Bühne des gut besuchten Käfertaler Sport- und Gemeindezentrums. Bei seinen zwei Prunksitzungen unter der Regentschaft von Maren I. hat der Elferrat der DJK richtig was zu feiern: Seit 55 Jahren stellen die Käfertaler Narren Jahr für Jahr eine echte Volksfasnacht auf die Beine. Unter dem Motto “5 x 11 Jahre Kefferthäler Narrescheier” präsentieren sie in der Kampagne 2005/06 eine bunte Mischung aus Gardetanz, Gesang und Büttenreden. Einer treibt dem Publikum auch im Jubiläumsjahr die Tränen in die Augen: Spargelstecherpräsident Michael Boppel als “Bawwett vun de Palz” im rosa Glitzer-Hut, mit Ringelstrümpfen, Felljäckchen und Regenbogenperücke. Dieses Jahr hat die Klofrau von St. Laurentius ein mobiles WC im Schlepptau. Dank Sonnenschirm sei es auch bei Hitze und Regen zu empfehlen, findet Bawwett. Aber trotz des Sonderpreises von 1,11 Euro traut sich niemand im Saal, die Errungenschaft zu testen.Auch nicht Boppels Sohn Alexander, der sonst nicht gerade schüchtern auf der Bühne umherspringt. Er hat seinem Vater bei den Texten unter die Arme gegriffen und steht selbst als “der Engel vom Himmel, der Fridolin” im Rampenlicht. Der Greis, immerhin Gründungselferrat der Spargelstecher, hat extra einen Trip zur Erde unternommen, um bei der Jubiläumssitzung dabei zu sein. Ein echtes Urgestein der Käfertaler Fasnacht muss bei der zweiten Prunksitzung das Bett hüten. Albert Weiß, Gründungsmitglied und Ehrenpräsident der Spargelstecher, lässt sich von seiner Frau Marianne vertreten, die sich als echter Bawwett-Fan entpuppt. Während die Senatoren die Bühne stürmen, vertritt der Mannheimer DJK-Vorsitzende Karlheinz Moll den Ehrenpräsidenten und stimmt die Zuschauer auf “De Elferrat vun Stripsgickelse” ein. Am Klavier begleitet Bernhard Schlichter Mundschenk Alexander beim Loblied von “Grätzbacke 1870/71” auf die Heimat der Spargelstecher. Die Gäste in der DJK-Halle erheben sich und schmettern mit ihm den Refrain “Ja wir stehn total auf Käfertal”. Im Vergleich dazu recht zaghaft klingt das “Wir spielen, dass die Schwarte kracht” der Hauskapelle. In Pumphosen und glänzenden Westen stehen hier Joachim Köhler, Hubert Jäger und Walter Graf im Scheinwerferlicht. Einen umjubelten Auftritt absolvieren Gerhard Rihm als Prinz Schorsch von Samt und Seide und Prinzessin Bawwett, dieses Mal nicht mit Klobrille und -bürste bewaffnet. Frank Bitsch und Jörg Kuliberda stellen als Gardemädchen unter Beweis, dass sie im Elferrat besser aufgehoben sind als bei den Maxis. Dass die Spargelstecher mit Karin Widder eine Choreografin mit offiziellem Trainerschein in ihren Reihen haben, lässt sich nicht verbergen: Ihre Midis nutzen die ganze Bühne und tanzen synchron in immer neuen abwechslungsreichen Aufstellungen. Sichtlich Spaß am großen Auftritt haben auch die Maxis und Mariechen Tatjana Friedrich. Dass sich die Vergrößerung der Bühne gelohnt hat, beweisen die 22 (!) Minis von Tanja Preisendanz bei einem schwungvollen Geburtstagstanz zum Jubiläum des Elferrats.Auch das Männerballett unter Leitung von Melanie Klemm gibt alles und zeigt gleich zwei Mal seine Version von Grease. Ein spontanes trauriges “Oh” erklingt im Publikum nach dem Auftritt von Tanzmariechen Anne-Sophie Graf: Seit 1997 steht sie solo auf der Bühne, aber nach dieser Kampagne ist Schluss, verkündet Präsident Boppel. Anne-Sophie will nur noch mit den Maxis in der Gruppe auftreten. Abschied nehmen muss auch Senator und Büttenredner Günter Neugebauer als “gestresster Ehemann” – von seiner Matratze und dem Schlafzimmerschrank. “Fußballstar Toni” alias Senator Otto Klemm stimmt das Publikum auf die Weltmeisterschaft ein. Und “Protokoller” Franz Barth schimpft auf die Heuschrecken aus Politik und Wirtschaft.Wie er in sein Amt gekommen ist, verrät Marco Holzhauser, Metropolregions-Prinz Ali Döner I.: über Optik und Beziehungen.Einen fulminanten Einstand geben die “Newwlfezza” in schaurig-schönen Drachenmasken. Erst vor drei Jahren gegründet, reißen die 54 aktiven Guggemusiker aus Mannheim und Umgebung die Menge mit. Wie sie, dürfen auch die Oldies von der Chorvereinigung Eintracht-Sängerbund nicht ohne Zugabe von der Bühne.

Autor: Michael Boppel