Piratenbande entert Bühne

“Länger als drei Uhr dauert’s auf keinen Fall, eher eine Viertelstunde früher.” Mit diesen Worten “drohte” Spargelstecher-Präsident Michael Boppel seinem Publikum bei der Prunksitzung in dieser ach so kurzen Kampagne. Ganz so lange dauerte es dann aber tatsächlich nicht, obwohl das Programm sehr umfangreich war. Zuerst gab es was für die Augen: Die Spargeborzel, jüngste Gardekinder der Spargelstecher, zeigten ihren Tanz. Danach gab’s was auf die Ohren, und zwar von den “zwei Streßenkehrern” Andreas Krieger und Günter Krieger.Die beiden legen beim Schwätzen, Bier trinken und Frauen-Verstehen deutlich mehr Elan an den Tag als beim Arbeiten. Für das Aufkehren eines einzigen Konfettis brauchten sie gefühlte fünf Minuten. Die beiden “Phlegmatiker” vom Prinzregententheater Ludwigshafen sowie die Guggemusiker der “Grawama Schbarglbadscha” waren die einzigen beiden Programmpunkte, die nicht aus den eigenen Reihen der Spargelstecher kamen.Sowohl der Show-Tanz der Mini-Garde, der einen tänzerischen Ausflog in den Zoo darstellte, als auch der Show-Tanz der Maxi-Garde – eine musikalische Weltreise mit fantasievollen Kostümen – bekamen donnernden Applaus. Die Tanzmariechen Melina Strohmeier, Tatjana Friedrich und Laura Boxheimer machten das Bild von einer hervorragenden Jugendarbeit bei den Spargelstechern komplett. Die 3000 Euro, die der Spargelstecher-Senat mit einer großzügigen Spende in diese Truppe investiert, sind gut angelegtes Kapital.Gerlinde Hartmann stieg als “frisch geschiedene Frau” in die Bütt und freute sich über das neue Scheidungsrecht, das es ihr erlaubte, auf großem Fuß zu leben, während ihr “Ex” in einer Abrissbude bei Blumenkohl und Brot sitzt. Protokoller Franz Barth ärgerte sich wieder über Einiges, das im vergangenen Jahr in Mannheim, Deutschland und in der Welt schief gelaufen ist, aber auch über die mangelnde Aufmerksamkeit der Zuschauer. Für seine Ausführungen zur neuen Kunsthalle, dem Verkehrschaos in der Innenstadt, dem 5. Dezernat in Mannheim sowie dem Dauer-Aufreger Berliner Flughafen bekam er vom Publikum zum Teil heftige Zustimmung.Nach der Pause wurde es bombastisch: Der Senat unter dem Vorsitz und der Moderation von Bernhard Mäder hatte die Stühle auf dem Podest eingenommen, während der Elferrat als finstere Piratenbrut in den Saal einzog, angeführt von Piratenkapitän Alexander Boppel, der auf einem Schiff mit lilafarbenem Segel in den Hafen einlief. Was man als Pirat so erleben kann, sei es mit bastrocktragenden Einheimischen oder mit Hawaiihemdtragenden Touristen, zeigte der Spargelstecher-Elferrat dann auf musikalische Weise, begleitet von Gerhard Knapp am Klavier. Und überhaupt ist die Fasnacht bei den Spargelstechern ohne “Doppel-Boppel” Michael und Alexander Boppel gar nicht vorstellbar. Ob es als schräger Pirat samt üppiger Galionsfigur war oder als Mutter-Kind-Gruppe Elisabeth die Zweite und Prinz Charles oder Alexander Boppel als singender “Knutschbär” ist – es war immer etwas Besonderes.Günter Neugebauer steht seit Jahrzehnten in der Bütt – und das merkt man auch. Routine und ein Gespür für gute Pointen sind bei ihm an der Tagesordnung. Als “Gold-Hochzeiter” erklärte er dem Publikum den Ehealltag. Zwischendurch schaute das Mannheimer Stadtprinzenpaar Jana I. und Jörn I. vorbei, wobei der Stadtprinz schon erste Abnutzungserscheinungen aufwies: Sein Motto konnte er sogar mit Hilfe eines Spickzettels erst beim zweiten Anlauf vorlesen.Und so ging ein höchst unterhaltsamer Abend noch am gleichen Datum zu Ende, an dem er auch angefangen hatte. Wer wollte, konnte nach dem furiosen Finale ja noch bis drei Uhr weiterfeiern.

Autor: Andrea Sohn-Fritsch, MM