Glockers närrische Himmelfahrt

Narrengottesdienst in St. Hildegard steht ganz im Zeichen der Liebe
Die Glocken läuten. Menschen mit bunten Hüten auf dem Kopf, kleine Drachen, Römer und Tiger eilen zur Kirche. Der Fanfarenzug der Löwenjäger unter Leitung von Heini Gimbel stimmt an zum großen Narrengottesdienst in St. Hildegard. Neben Pfarrer Lukas Glocker und den Ministranten ziehen die Spargelstecher, die Löwenjäger und die Frauenfasnacht von St. Laurentius mit in das Gotteshaus ein. Altar und Kanzel sind mit bunten Luftschlangen geschmückt.”Guten Morgen, liebes Narrenvolk”, begrüßt der Pfarrer die zahlreichen Gäste. Fasnacht sei eine “glückselige Zeit”. Verkleidet sein und in eine Rolle schlüpfen, das gehöre zum Leben eines Menschen, der ehrlich und herzlich ist. Prinzessin Fee-Marie I., die Lieblichkeit der Spargelstecher, liest aus dem Brief des Apostel Paulus an die Korinther das Hohe Lied der Liebe, eines der schönsten Lieder überhaupt. “Hallelujah, danke schön”, singen die fröhlich mitschwingenden Narren.Gut abgesichert nach obenMit der Narrenkapp’ auf dem Kopf und behängt mit Fasnachtsorden, fährt Pfarrer Glocker gen Himmel auf, gut gesichert mit einem Seil durch Ruhi Gezici. Die Füße des pendelnden und sich drehenden Pfarrers hält die 14-jährige Ministrantin Leonie mit einem zweiten Seil fest. In Glockers Predigt geht es, wie bei der Lesung, um Glauben und Liebe, die verschiedenen Stufen nach oben. “Jetzt schau’n wir mal”, meint der Theologe zuversichtlich. Über dem Boden schwebend singt er das Hohelied der Liebe: “Love me tender” von Elvis Presley, “Weil ich dich liebe”, “Ich bete an die Macht der Liebe” und “Du bist das Beste, was mir je passiert ist” erklingt es von oben herab und alle in der Kirche stimmen mit ein. “In der Liebe zwischen den Menschen verhält es sich ebenso, hier in Käfertal, in Wallstadt und anderswo”, reimt Glocker. Er schildert die Schwierigkeiten und Prüfungen, welche die Liebe zu Gott sowie zwischen Mann und Frau im Laufe des Lebens bestehen müsse: “Wir werden niemals einer Meinung sein…” Doch Liebe sei mehr als Gefühle und Triebe, das habe mit Arbeit zu tun, sagt er. Auch in der Perspektive Gottes sei manches anders als man denkt.”I don’t know how to love him”, singt der Pfarrer, nun schon bedenklich weit oben hängend. Man brauche die Kraft der Versöhnung, mahnt er. “Wir wollen aufstehen und aufeinander zugehen”, singen alle gemeinsam. Aus Eros Kraft könne neues Leben entstehen, Gottes größtes Geschenk. Egal was im Leben passiere, Gott sei immer solidarisch, predigt Glocker. Denn “das hören auch Blinde und wissen auch Taube – nichts ist größer als Glaube und Liebe”, so der Pfarrer. “Da sind wir dabei, das ist prima”, sang die närrische Gemeinde, und der Pfarrer forderte sie auf: “Drum stimmt mit mir ein am Neckar und Rhoi’ ein dreifach donnerndes “Ahoi!” und “Amen”.Inzwischen war der Pfarrer unter dem Beifall der Kirchenbesucher wieder heil am Boden gelandet. “Danke Gott, es hat gehalten”, atmete der Geistliche sichtlich erlöst auf.

Autor: Sylvia Osthues, MM