Traditionen bewahren und Talente fördern

Alexander Boppel (37), der neue Präsident der Käfertaler “Spargelstecher”, steht vor der ersten Kampagne, die er allein verantwortet. Er ist der wohl jüngste Chef eines Karnevalsvereins.
Der neue Präsident ist mit dem Verein schon als Kind verbunden gewesen. “Ich bin reingewachsen”, sagt er. Stets war er beim Aufbau dabei. Mit neun Jahren ging er erstmals in die Bütt, damals im Duett mit seinem Vater – der verkörperte Lady Di, Alexander Boppel den Prinzen Williams. Als 1990 seine Schwester Andrea Prinzessin des Vereins wurde, kam Alexander Boppels Solo-Premiere in der Bütt – als “Jüngster Sproß vom Narrenhaus”.Denn in der Tat stammt er aus einem “Narrenhaus”. Sein Vater Michael Boppel war 50 Jahre Fasnachter, führte 33 Jahre als Präsident die “Spargelstecher”, die unter seiner Leitung zur anerkannten Größe in der Mannheimer Fasnacht aufstiegen. An seiner Seite, ob in der Bütt, ab 2001 als Elferrat und zuletzt als Vizepräsident, stand immer der Sohn. Als Michael Boppel Ende 2014 nach schwerer Krankheit starb, war es nicht nur sein ganz großer Wunsch, dass “sein” Verein bei seinem Sohn in guten Händen bleibt, sondern auch innerhalb der Aktiven völlig unumstritten. Er wurde einstimmig gewählt.Zwar gibt es mehrere junge Sitzungspräsidenten in der Region. Die haben aber meist noch einen Vorsitzenden an der Seite. Alexander Boppel vereint indes, wie sein Vater, beide ߀žmter in sich, führt nicht allein als Präsident durchs Programm, sondern auch das ganze Jahr den Verein.Dabei sind die “Spargelstecher” ein besonderer Verein. 1951 gegründet, bilden sie die Vergnügungsabteilung des katholischen Sportverbands “DJK Käfertal” und tragen außerhalb der Kampagne für dessen Feste die Verantwortung. Im Gegensatz zu den ebenfalls aus Käfertal stammenden “Löwenjägern”, die sich auch überregional profilierten, stehen die “Spargelstecher” für eine sehr dem Ort verbundene, bodenständige wie urig-gemütliche Volksfasnacht. Auch soziales Engagement wird groß geschrieben – sei es mit einer jährlichen Prunksitzung zugunsten der Caritas oder bei Auftritten in örtlichen Heimen sowie dem Kinderhaus.Daran will Alexander Boppel nicht rütteln – im Gegenteil. Ein anderer Kurs sei von ihm nicht zu erwarten, stellt er klar. “Ich bin wie mein Vater. Die Spargelstecher waren sein Leben. Die Spargelstecher sind auch mein Leben. Ich bin schon lange dabei, genau so verrückt wie er, ich werde das weiter machen wie er”, betont der 37-Jährige.Fasnacht hat ZukunftHauptberuflich arbeitet er bei einem Indoor-Spielplatz für Kinder, nebenbei studiert er Sportmanagement und pflegt die Internetseite der DJK. Aber seine große Liebe ist und bleibt die Fasnacht. Außer als Büttenredner hat er sich auch schon seit einigen Jahren über die “Spargelstecher” hinaus als Stimmungssänger nach dem Vorbild des “DJ ߀“tzi” bestens bewährt. Darin sieht er auch die Zukunft der Fasnacht: “Gute Stimmung, gute Musik, Spaß und Unterhaltung, ein Abend mit guten Freunden direkt im Vorort, wo man sich wohlfühlen kann” – Boppel ist überzeugt, dass dies Zukunft hat, obwohl das ganze Jahr über im Fernsehen Comedians zu sehen sind. “Volksfasnacht hier im Vorort, das ist unsere Stärke”, so der neue Präsident. Er wolle daher weiter “kein Geld für reisende Büttenredner ausgeben, die 500 Euro pro Vortrag nehmen und immer die gleichen Gags bringen”, wie er betont. Ihm sei wichtig, dass die “Spargelstecher” ihren besonderen Charakter bewahren, dann habe der Verein auch eine Zukunft.”Ich will, dass wir uns auf eigene Kräfte besinnen. Das sind unsere großen Garden mit über 50 Mädchen in vier Altersgruppen, einem Tanzpaar und zwei Mariechen”, betont er. Zugleich werde er “verstärkt eigene Talente fördern” – auf der Bühne, aber auch außerhalb. Natürlich sei er dafür, “mal neue Wege zu gehen, modernere Sachen auszuprobieren” – das habe er mit seiner musikalischen Nummer ja bereits gemacht. “Aber wichtige Traditionen werden bleiben, da werde ich nichts verändern”, versichert er vor Beginn der 65. Kampagne des Vereins, die am kommenden Samstag unter dem Motto “Ein Käfig voller Narren” und mit der Inthronisation von Tamara Reznicek als Prinzessin “Tamara I. aus dem Hause Sax & Klee” beginnen wird.

Autor: Peter W. Ragge,