Gott mit Leib und Seele geehrt

Närrischer Gottesdienst mit Pfarrer Lukas Glocker und den Fasnachtsaktiven in der St. Laurentius-Kirche
Wenn sich gestandene Fasnachter an einem Sonntagmorgen um halb zehn in die Kirche begeben, muss etwas Besonderes stattfinden. Mit kleinen Augen, müden Gesichtern und rostiger Stimme fanden sich Senatoren der Löwenjäger und Spargelstechern sowie die Damen der Käfertaler Frauenfasnacht in der St.-Laurentius-Kirche in Käfertal ein, um gemeinsam mit der Spargelstecher-Prinzessin Tamara und dem Mannheimer Stadtprinzenpaar Sabine II. und Joti I. einen närrischen Gottesdienst zu feiern. Auch die übrigen Gottesdienst-Besucher zeigten ihre närrische Ader: Viele von ihnen kamen verkleidet in die Kirche. Selbst der Kirchenraum zeigte sich in ungewohntem Bild: Über dem Altar hing “ein Käfig voller Narren”, auf dem Boden und an den Wänden saßen Clownsfiguren, die Kanzel war von Luftschlangen geziert.”Noch zehn Mal nicht schlafen, dann ist Aschermittwoch” verkündete Pfarrer Lukas Glocker nach sichtbar kurzer Nacht. Sabine II. und Joti I. sprachen gemeinsam ein Gebet, Spargelstecherprinzessin Tamara I. las die Geschichte eines Gauklers, der ins Kloster von Clairvaux eintrat und sich schämte, dass er weder beten noch singen konnte, sondern nur tanzen und Späße machen. Der Abt lobte ihn für dieses Talent, denn damit habe er Gott mit Leib und Seele geehrt.Der Fanfarenzug der Löwenjäger stimmte das Lied “Halleluja” an, und Ex-Stadtprinz Alois tanzte mit Prinzessin Tamara I. eine Tänzchen im Kirchengang. Pfarrer Lukas Glocker hatte seine gesamte närrische Predigt unter das Motto “Oh, Glaube is schää” gestellt, frei nach einem bekannten Mannemer Fasnachtsklassiker. Beim Refrain sang das Publikum kräftig mit und war bei den Strophen, die Glocker in gereimter Form vortrug, richtig aufmerksam. Pfarrer Glocker sprach davon, dass die Gemeinschaft sehr tragfähig sei und endete damit, dass “jeder nach seiner Facon selig werden solle”, frei nach dem Preußenkönig Friedrich”¬â€¦II.: “Jeder geht seinen Lebensweg auf seine eigene Weise, muss zu seinen Entscheidungen stehen und seine Talente nutzen.”Die Damen der Frauenfasnacht sprachen das Fürbittengebet. Die Kollekte, die danach eingesammelt wurde, geht an einen Pater, der aus Käfertal kommt und in Bolivien für arme Kinder einen Mittagstisch anbietet. Närrische Gottesdienste wie der in Käfertal fanden am vergangenen Wochenende – mittlerweile traditionell – auch in Wallstadt, Ilvesheim und Feudenheim, hier mit anschließendem geselligem Beisammensein der Narrebloos, statt.

Autor: Andrea Sohn-Fritsch, MM